16 December 2019
Die Rolle von Top-Führungskräften wird sich künftig weniger darauf richten, strategische Optionen zu wählen. Stattdessen gilt es, Organisationen zu gestalten, welche bei Kunden und Mitarbeitenden erfolgreich getestete Optionen selbst verstärken.
Gute Strategien werden im Erfolgsfall gerne zurückblickend konstruiert. Fakt ist aber, dass die Zuckerbergs, Jobs’ und Bezos’ dieser Welt nicht von Anfang an digitale Identitäten, Smartphones oder Infrastruktur-Service entwickeln wollten. Das notwendige Verständnis dafür ist auf dem Weg gereift. In der VUCA-Welt geht es also nicht mehr darum, mit einem Plan richtig zu liegen, sondern auf dem Weg in die Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen und «Abbiegungen » zu nehmen, um in den Augen des Kunden relevant zu bleiben. Was zeichnet eine solche Organisation aus?
Sie orientiert sich am Prinzip der Evolution. Schritt für Schritt testend, erkundet sie attraktive Zukünfte und erschliesst deren Potential. Anstatt eines «Ausführens» von Plänen wird wissenschaftlich vorgegangen. Diese Organisation fragt sich bei jeder strategischen Option: «Was müsste wahr sein, um damit erfolgreich zu sein»? Die daraus abgeleiteten Bedingungen werden am Markt auf ihre Richtigkeit getestet. Ergebnisse, die funktionieren, werden im System verstärkt, indem sie mit mehr Ressourcen und Fähigkeiten versorgt werden. Ergebnisse, die nicht funktionieren, werden modifiziert oder abgebrochen.
Einfacher gesagt als getan, denn spätestens an diesem Punkt stellen sich für Führungskräfte zwei typische Folgeprobleme: Wie kann der Organisation in einer solch agilen Welt trotzdem eine Entwicklungsrichtung gegeben werden («Wie steuern »)? Und: Wie passt der starke Fokus dieser Ansätze auf die Entwicklung und das Testen von Neuem mit der Tatsache zusammen, dass der Grossteil der Tätigkeiten der Organisation sich auf das Tagesgeschäft bezieht («Wie gleichzeitig betreiben und verändern»)?
Die Antwort darauf ist ein durch die Digitalisierung radikal verändertes Management-Modell, das mit dem Betriebsmodell zusammenfällt. Die Entwicklungsrichtung geben der Unternehmenszweck, der Diskurs und die Kennzahlen auf Stufe der Mitarbeitenden vor. Der Entscheid für «Betreiben » vs. «Verändern» wird von jedem einzelnen Mitarbeitenden gefällt. In diesem Prozess werden sie von bürokratischen Entscheidungsstrukturen befreit.
Als Führungskraft werden Sie zum Architekt dieses evolutiven Organismus und im Tagesgeschäft zum Coach. Tolle Aussichten! Mit Wehmut mag einzig festgestellt werden, dass damit die Zeit des heroischen Führungsentscheides vorbei ist.